Folgende Störungen der Sprache und des Sprechens, der Stimme und der Mundfunktion behandeln wir bei Kindern:
Dyslalie/
Phonologische Störung
Dyslalie nennt man eine Störung der Aussprache, bei der vor allem eine eingeschränkte Mundmotorik als Ursache vermutet wird. Beispiel: Lispeln
(s. auch Myofunktionelle Störung)
Bei einer Phonologischen Störung ist auch die Hörverarbeitung beteiligt. Es kommt zu Bedeutungsänderungen durch den Aussprachefehler. Beispiel: Das Kind sagt "Topf" statt "Kopf".
eingeschränkter Wortschatz
Es gibt eine Einschränkung des passiven und des aktiven Wortschatzes. Die erste nennt man Sprachverständnisstörung: Das Kind orientiert sich an bekannten Abläufen oder an Zeigegesten der Bezugspersonen, so dass oft erst spät bemerkt wird, dass das Kind rein sprachliche Äußerungen nur ungenügend versteht.
Bei einer Einschränkung des aktiven Wortschatzes benutzt das Kind gehäuft Allzweckwörter wie "Dings" oder "das da" und Zeigegesten.
Dysgrammatismus
Dysgrammatismus nennt man eine Störung der Grammatik.
Der Satzbau kann betroffen sein. Beispiel: "Teddy Ball holen."
statt "Teddy holt den Ball."
Aber auch die grammatische Veränderung von Wörtern kann fehlerhaft sein. Beispiele: "Das Hund sitzt auf den Korb." oder "Er hat Schule gegangt."
SES =
Sprachentwicklungsstörung
Wenn von den drei Bereichen Aussprache, Wortschatz und Grammatik mehr als einer betroffen ist, spricht man von einer Sprachentwicklungsstörung. Die Behandlung dauert länger als bei einer geringfügigeren Störung. Meist beginnt man mit dem Bereich, der die Verständlichkeit am stärksten einschränkt. Aber alle Behandlungsschwerpunkte sollten bearbeitet werden.
AVWS =
Auditive Verarbeitungs- und wahrnehmungsstörung
Bei einer Auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung hört das Kind normal, hat aber durch zurückliegende Hörstörungen (z.B. Mittelohrentzündungen) seine Hörverarbeitung nicht genug trainiert. Das wirkt sich auf das Hörgedächtnis aus, aber auch auf die Aufmerksamkeit für Gehörtes, die Genauigkeit beim Unterscheiden von Lauten oder auf die Fähigkeiten, die man zum Lesen und Schreiben braucht. Eine Lese-Rechtschreib-Störung kann darin ihre Wurzel haben.
Poltern
Wenn ein Kind poltert, spricht es schnell und undeutlich, lässt Silben aus, verschluckt Endungen und wird oft schlecht verstanden. Wenn man es zum Wiederholen des Gesagten auffordert, spricht es meist ein zweites Mal genauso. Seine Wahrnehmung für die Art, wie es spricht, ist eingeschränkt, so dass es sich nicht verbessern kann. Auch mundmotorische Einschränkungen (z.B. bei schnellen Wechselbewegungen) können mit zum Poltern beitragen.
Stottern
Beim kindlichen Stottern unterscheidet man zwischen entwicklungsbedingten Unflüssigkeiten und chronischem Stottern. Die entwicklungsbedingen Unflüssigkeiten hören nach ein paar Monaten von selbst auf. Das Kind wiederholt locker und ohne es zu merken einzelne Laute oder Silben.
Dauert das Stottern länger als ein halbes Jahr an, besteht die Gefahr, dass es zum chronischen Stottern wird und damit dringend behandlungsbedürftig ist. Man merkt nun dem Kind Anstrengung und Spannung beim Hängenbleiben an.
Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihr Kind eine logopädische Therapie benötigt, lassen Sie sich vom Arzt eine logopädische Diagnostik verordnen.
Mutismus
Wenn ein Kind eine weitgehend normale Sprachentwicklung durchlaufen hat, also sprechen kann, aber dies nur mit wenigen Personen oder nur in bestimmten Situationen tut, spricht man von (s)elektivem Mutismus. Das Kind hat Sprechangst und verweigert in unsicheren Situationen oder bei bestimmten Personen das Sprechen.
Dies kann zu psychischen und schulischen Problemen führen und ist deshalb behandlungsbedürftig.
Myofunktionelle Störung
Bei einer myofunktionellen Störung sind die Muskelspannung und das Bewegungsmuster der Mundmuskulatur (Wangen, Kinn, Lippen, Zunge, Gaumen) gestört. Das Gleichgewicht der Kräfte ist nicht ausbalanciert, was zu folgenden Erscheinungsformen führen kann: - fehlender Mundschluss/ Mundatmung/ übermäßiger Speichelfluss (Sabbern) - falsche Zungenlage in Ruhe (an oder zwischen den Zähnen) - Aussprachestörungen (Fehlbildung von Zischlauten s und sch, aber auch bei d, t, l, n) - falsches Schluckmuster (gegen oder zwischen die Zähne) Besonders das falsche Schluckmuster kann weitreichende Folgen haben: - Fehlstellungen der Zähne (offener Biss) - Deformationen im Knochenwachstum des Kiefers - Rückfälle nach Zahnstellungs- oder Kieferregulierungen - Schwierigkeiten bei der Umstellung auf die korrekte Aussprache
Kindliche Stimmstörung
Wenn ein Kind durchgängig mit rauer oder heiserer Stimme spricht, kann es sein, dass es Stimmlippenknötchen hat, d.h. kleine Verdickungen , die ähnlich wie Schwielen durch zu viel Druck beim Sprechen oder häufiges Schreien entstanden sind. Der HNO-Arzt kann dies untersuchen. Eine logopädische Behandlung soll den Stimmfehlgebrauch abstellen, d.h. dem Kind spielerisch vermitteln, wie es mit weicheren Stimmeinsätzen sprechen kann. In einer Elternberatung wird außerdem abgeklärt, ob das Kind zu sehr unter Spannung steht und sich dies auf seine Stimme auswirkt.
Late Talker
In der unauffälligen Sprachentwicklung überschreiten die meisten Kinder mit ihrem Wortschatz die 50-Wort-Grenze im Alter von zwei Jahren. Auch Zweiwortsätze können sie dann bilden. Späte Sprecher - in der Fachliteratur Late Talker genannt - sprechen mit 24 Monaten weniger als 50 Wörter und/oder können keine Zweiwortsätze bilden. Etwa die Hälfte der Late Talker holt den Rückstand bis zum dritten Geburtstag auf. Bei der anderen Hälfte besteht die Sprachentwicklungsverzögerung fort. Um einer drohenden spezifischen Sprachentwicklungsstörung zu begegnen, wird empfohlen, frühzeitig einen Kinderarzt zu konsultieren. Soweit erforderlich folgt darauf eine sprachtherapeutische Unterstützung.
LRS=Lese-Rechtschreib-Störung
Schwierigkeiten beim Lesen oder in der Rechtschreibung haben oft ihre Ursache in allgemeinen Sprachschwierigkeiten oder in einer AVWS (s.o.).
Das Lesen gelingt nicht, der Lesefluss ist verlangsamt und weist viele Fehler und Satzabbrüche auf oder eine Sinnentnahme gelingt noch nicht.
Beim Schreiben fallen Wahrnehmungsfehler wie falsche Buchstaben sowie Auslassungen oder Reihenfolgefehler auf.
Oder das Regelwissen ist noch unvollständig oder kann nicht angewendet werden, weil das Kind mit seinen Schreibkompetenzen hinter Gleichaltrigen zurückliegt.